NDB-Schauspielerin Gesa Retzlaff erhält das Bundesverdienstkreuz

Seit 1999 gehört Gesa Retzlaff zum Ensemble der Niederdeutschen Bühne Flensburg und hat sich durch viele unterschiedliche Rollen in die Herzen der Zuschauer gespielt. Für ihren Einsatz in verschiedenen Funktionen für die niederdeutsche Sprache wurde sie nun mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (“Bundesverdienstkreuz”) ausgezeichnet. Überreicht wurde ihr der Orden am 10. Oktober 2023 in Kiel von Ministerpräsident Daniel Günther.

Zur Begründung heißt es…

Gesa Retzlaff setzt sich haupt- und ehrenamtlich seit mehr als zwei Jahrzehnten als Botschafterin der niederdeutschen Sprache ein. Mit ihrem Einsatz als Schauspielerin, hauptamtliche Leiterin des “Plattdüütsch-Zentrums” und Vorsitzende des Niederdeutschen Bühnenbundes Schleswig-Holstein verschafft Retzlaff dem Immateriellen Kulturerbe Öffentlichkeit und Ansehen. Unter anderem nutzt Retzlaff das Theaterspiel, um die Sprache zu erhalten und insbesondere junge Menschen auf die Bühnen sowie ins Publikum zu bringen. Sie fungiert als Organisatorin und Moderatorin von Theatertagen, Zukunftswerkstätten, Theaterakademien und Seminaren. Zudem gelingt es ihr für ihre ehrenamtliche Arbeit fortwährend Förderer und Unterstützen zu gewinnen. | Verdienstkreuz am Bande, Oktober 2023

Presseartikel dazu in den Husumer Nachrichten vom 12. Oktober 2023

Gesa Retzlaff und die „Mackers“

Seit Jahrzehnten setzt sich die Viölerin für die Verbreitung des Plattdeutschen ein: Nun erhielt sie das Bundesverdienstkreuz

ENERGISCH UND ENGAGIERT: GESA RETZLAFF LEITET SEIT 2018 DAS ZENTRUM FÜR NIEDERDEUTSCH IN LECK.
GESA RETZLAFF WIRD VON MINISTERPRÄSIDENT DANIEL GÜNTHER AUSGEZEICHNET

Frank Spyra

Wenn en Anlingen in de Gang bröcht warrn, dat diehen unn ant Lopen blieven schall, kann dat keen alleen. Dor bruukt een Mackers“, sagte Gesa Retzlaff, Leiterin des Zentrums für Niederdeutsch in Leck, vor den versammelten Würdenträgern, Laudatoren und Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Gästehaus der Landesregierung an der Kieler Förde. Dort überreichte der Ministerpräsident ihr das Bundesverdienstkreuz.

Niemand kann ohne sein Umfeld herausragen

Retzlaff wollte damit auch den Menschen danken, ohne die ihre Arbeit nicht möglich wäre. „Ik heff dat Bild vun een in de Koopp, de mit en Konfettikanon hanteert“, so Retzlaff und weiter, „un de, de em utlööst, is de Knaller.“ Aber es brauche auch die, die die Kanone schussbereit machen, die hinterher den Feger in die Hand nehmen. Die sind ihr eigentlich lieber, sagt die 54-Jährige gegenüber unserer Zeitung. Das sind die eigentlichen „Mackers“.
Gesa Retzlaff ist beides, erzählt ihr langjähriger Wegbegleiter vom Niederdeutschen Theater in Löwenstedt, Steffen Ketelsen. „Gesa ist ein gut laufender Motor, der Dinge in Gang bringt.“ So ist sie Mitgründerin der plattdeutschen Theatergruppe Junge Lüüd ut Löwenstedt, das es bereits seit 1985 gibt. Im Zweifel könne sie auch Hochdeutsch, erzählt Ketelsen, aber für gewöhnlich spreche sie Platt: in der Begegnung mit Menschen, am Telefon.
Die 54-Jährige wuchs in Löwenstedt auf, lebt heute in Viöl und arbeitet in Leck. Seit 2018 leitet die gelernte Bankkauffrau dort das Zentrum für Niederdeutsch. 2010 hatte sie ihr Lehramtsstudium abgeschlossen. „Sie brennt für ihre Sprache“, sagt Ketelsen. Und es stimmt. „Platt ist nicht platt im Sinne von flach“, sagt Gesa Retzlaff. Das Niederdeutsche strahle Wärme aus, berühre die Menschen. Aber Platt erschöpfe sich nicht darin. Retzlaff nennt das Platt Radio als Beispiel. Hier werden ernste Nachrichten berichtet.

Ketelsen: Gesa Retzlaff brennt für ihre Sprache

Das Projekt des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds gibt es seit diesem Jahr. Auf der Startsiet im Internet gibt es Nachrichten über „Reakschonen op Negen Ooosten in Düütschland un Ukraine“ und einen Nachrichtenticker „Narichten vundaag“.
Retzlaff lehnt sich nach vorne, gestikuliert mit den Händen beim Sprechen, während sie Sätze sagt, wie: „Wir werden ärmer, wenn wir das Plattdeutsche verlieren.“ Die Sprachnetzwerkerin beginnt ihren Arbeitstag wie viele Menschen mit einer Tasse Kaffee. Erst dann schaut sie in ihre E-Mails und das Organisieren geht los. „Ich bin viel unterwegs“, sagt sie. Mit ihrem schwarzen Tesla fährt sie dann durchs Land nördlich der Eider. Das ist ihr Beritt. Sie besucht unter anderem Heimatvereine und Landfrauen. „Es geht um die, die an der Basis sind“, sagt Retzlaff. Die Mackers. Die 54-Jährige hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, das eigentlich von Anfang an mehr als ein Hobby war.

Darsteller in Flensburg sind alle Laien

Sie spielt weiter Theater. „Ein Stück pro Jahr“ an der Niederdeutschen Bühne in Flensburg, wo sie seit 1999 auftritt, habe ihre Familie ihr erlaubt. Das sind um die 30 Proben und ebenso viele Auftritte. „Das sind 50 Abende in Flensburg“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder. „Ich liebe es, in Flensburg zu spielen“, sagt sie. „Dort muss ich nur spielen.“ Kein Bühnenaufbau, keine Requisiten. Nur spielen. Professionelle Schauspieler leiten das Ensemble. Die Darsteller sind alle Laien. Gerade hat sie eine Premiere von Kollegen besucht. „Ich dachte: Krass, was die hier abgeliefert haben. Und ich darf Teil davon sein.“
Theater auf Platt, Kurse für Lehrer und Erziehung auf Platt, Reden auf Platt, Reisen in Schleswig-Holstein für das Platt. Gesa Retzlaff scheint wie geschaffen für die Leitung des Plattdüütschzentrums in Leck. Die 54-Jährige sagt, sie habe noch viele Ideen. Sie wird sie wohl umsetzen. Schließlich ist sie ein Macker.

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