Das Flensburger Tageblatt berichtet am 8. August 2023…

WO DIE NDB ZU HAUSE IST

Flensburg, deine Straßen · NDB-Chef Rolf Petersen würde das Theater in der Augustastraße gern vergrößern

KURZE STRASSE, STEILE KARRIERE: GESCHÄFTSFÜHRER ROLF PETERSEN VERRÄT, DASS AUCH PETER HEINRICH BRIX AN DER NIEDERDEUTSCHEN BÜHNE AN DER AUGUSTASTRASSE GESPIELT HAT.

Marian Prill

Die Augustastraße ist die Heimat der Niederdeutschen Bühne Flensburg“, sagt Rolf Petersen und bemerkt, während er sich vorstellt, ganz beiläufig, dass es sich bei der Summe der Petersens im hohen Norden mehr um einen Sammelbegriff als um einen Familiennamen handeln müsse.
Ein paar Wortwechsel genügen, um zu erkennen, dass dem Geschäftsführer der NDB der Schalk im Nacken sitzt. Kein Wunder. Der Mann, der in Neumünster geboren wurde, hat das Schauspiel von der Pike auf gelernt: „Bevor ich mich entschied, professioneller Schauspieler zu werden, startete ich als 14-Jähriger an der Niederdeutschen Bühne in meinem Heimatort Neumünster“.
Das erste Stück, in dem Petersen mitwirkte, hieß „Spektakel um de Soot“. Die Auftritte in plattdeutscher Sprache hätten ihm so viel Freude bereitet, dass der kreative Ort ihn über eine ganze Dekade fesselte. Nachdem er mit 24 Jahren schließlich seinen Wehrdienst bei der Marine abgeleistet hatte, sei ihm dann schlagartig klar geworden, dass die Schauspielerei einen wichtigeren Stellenwert einnehmen müsse, als ein ewiges Hobby zu bleiben. Also folgte Rolf Petersen der Empfehlung des damaligen Chefs des Hamburger Ohnsorg-Theaters Konrad Hansen und absolvierte eine professionelle Schauspielausbildung.
„Wenn man Schauspieler wird, lernt man, sich zu präsentieren, sich also zu Markte zu tragen“, erklärt der NDB-Chef, als er gefragt wird, ob er seine Fähig- und Fertigkeiten auch im täglichen Leben anwendet. Dann beschreibt er weiter: „Als Schauspieler hat man seinen Körper und seine Stimme, das ist das Material, was zur Verfügung steht. Und natürlich wird das Können, das man in der Ausbildung erwirbt und immer weiter ausbaut, irgendwann auch zur zweiten Natur. Manchmal sogar unbewusst.“

Eine gespielte Qualität muss erkennbar bleiben

Gelegentlich nimmt so etwas sogar tragische Züge an. „Es gibt auch Fälle, in denen Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Rollen nicht mehr verlassen können“, berichtet der 60-Jährige und erinnert sich daran, was ihm einer seiner früheren Mentoren, der Ohnsorg-Schauspieler Karl-Heinz Kreienbaum mal geraten habe: „Mit dem Herzen spielen und mit dem Kopf kontrollieren.“ Dann erklärt Rolf Petersen, was damit gemeint ist: „Der Kopf muss das Spiel kontrollieren und es muss für den Zuschauer auch immer eine gespielte Qualität erkennbar sein, so echt wie möglich, um das Publikum zu berühren. Aber Vorsicht: Nicht zu stark ins Gefühl einsteigen, denn dann spüren die Leute, dass es nicht mehr nur gespielt ist. Und dann kann die Stimmung schnell kippen.“
Bei dieser Gelegenheit gibt sich der Geschäftsführer, der parallel viele Jahre für das Ohnsorg-Theater gearbeitet hat und neben Flensburg eine leitende Funktion an der Schweriner Fritz-Reuter-Bühne innehat, auch als Regisseur zu erkennen: „Ich habe einem Schauspieler, der zu sehr in seiner Rolle gefangen war, mal bei einer Probe gesagt: „Denk bitte daran, dass das Publikum berührt sein soll, nicht du.“
Seit über 20 Jahren verantwortet Rolf Petersen nun schon die Geschicke der Niederdeutschen Bühne, die hier in der Augustastraße, in Haus Nummer Fünf, neben der Verwaltung auch das kleine Studiotheater beherbergt. Die Ausgaben der NDB liegen bei etwa 600000 Euro im Jahr. „Bei uns arbeiten viele ehrenamtlich und auch wenn wir eine gemeinnützige Einrichtung sind und von der Stadt Flensburg unterstützt werden, besteht unsere Aufgabe darin, den größten Teil der Ausgaben durch den Kartenverkauf wieder einzuspielen“, erklärt Rolf Petersen.
Auf die Frage, was er in der Augustastraße verändern würde, wenn ihm finanziell alle Möglichkeiten zur Verfügung stünden, antwortet er ohne lange zu überlegen: „Dann würde ich unser Theater vergrößern. Einst existierte hier, wo heute die NDB spielt, ein Pott-Rum-Lager, das Ende der 70er Jahre zum Theater umgestaltet wurde. Mein Wunsch wäre es, die 100 bestehenden Plätze auf 199 Plätze zu erweitern.“

Der Artikel aus dem Flensburger Tageblatt vom 8. August 2023, der im Rahmen der Serie “FLENSBURGER STRASSEN” erschienen ist, öffnet sich HIER.